Interview zum Behavior-based Safety (BBS)-Ansatz

Mehr Sicherheit am Arbeitsplatz durch individuelle Verhaltensweisen

Behavior-based Safety (BBS) – dieser Begriff ist vermutlich im Zusammenhang mit der Arbeitssicherheit bekannt. Was dieser Ansatz genau bedeutet und welche Chancen er mit sich bringt, das verrät Lukas Kuppler, Integion-Mitarbeitender (sportliche Leitung BGF), im Interview.  

Wie definiert sich der Behavior-based Safety (BBS)-Ansatz und welche grundlegende Annahme bildet die Basis dieses Ansatzes? 

Lukas Kuppler: Behavior-based Safety (BBS) ist ein Ansatz, der sich auf individuelle Verhaltensweisen konzentriert, um die Sicherheitsleistung am Arbeitsplatz zu verbessern. Die Grundannahme von BBS ist, dass die meisten Arbeitsunfälle und -vorfälle durch unsichere Verhaltensweisen verursacht werden und nicht ausschließlich durch unsichere Bedingungen. Durch die Identifizierung und Modifizierung dieser Verhaltensweisen soll das Risiko von Unfällen verringert werden. 

Welche Schlüsselelemente sind für die Umsetzung von BBS entscheidend und wie tragen sie zur Verbesserung der Sicherheitsleistung am Arbeitsplatz bei? 

L. K.: Zu den Schlüsselelementen von BBS gehören Beobachtungen von Sicherheitsverhalten, Feedback an die Mitarbeitenden, Datensammlung und -analyse, Schulungen, positive Verstärkung und kontinuierliche Verbesserung.  

Welche Kritikpunkte äußern die Gegner des BBS-Ansatzes? 

L. K.: Kritiker argumentieren, dass BBS zu stark auf individuelle Verhaltensweisen fokussiert und systemische Probleme vernachlässigt. Arbeitsunfälle sind aber zu 85% auf das Fehlverhalten einer Person zurückzuführen, sodass BBS am größten Parameter ansetzt. 

Können Sie ein praxisnahes Beispiel für die Anwendung von BBS in einer Produktionsanlage geben, insbesondere im Hinblick auf Sicherheitsbeobachtungen und die anschließende Datenanalyse?

L. K.: Ein Beispiel für die Anwendung von BBS ist in einer Produktionsanlage, wo Sicherheitsbeobachter regelmäßig das Verhalten der Arbeitenden beobachten und Feedback geben. Die gesammelten Daten werden analysiert, um Trends zu identifizieren und gezielte Schulungen und Maßnahmen werden entwickelt, um sicherheitsrelevante Verhaltensweisen zu verbessern. Best Practices für BBS umfassen das Engagement der Führungsebene, klare Kommunikation, Beteiligung der Mitarbeitenden, regelmäßige Schulungen, effektive Beobachtungen und Feedback, Messung und Bewertung sowie kontinuierliche Verbesserung. Die Integration von BBS in ein umfassendes Sicherheitsmanagementsystem ist entscheidend für den Erfolg. 

Welche Vor- und Nachteile müssen bei der Implementierung von BBS berücksichtigt werden, und wie können Unternehmen die Herausforderungen, wie beispielsweise die mangelnde Akzeptanz der Mitarbeitenden, angehen? 

L. K.: Vor- und Nachteile von BBS müssen berücksichtigt werden. Zu den Vorteilen gehören der Fokus auf individuelle Verhaltensweisen, proaktive Risikominderung, Förderung einer Sicherheitskultur und Beteiligung der Mitarbeitenden. Zu den Nachteilen gehören die Vernachlässigung systemischer Ursachen, Subjektivität bei Beobachtungen, mangelnde Akzeptanz der Mitarbeitenden, Zeitaufwand und fehlende Verbindung zu Unternehmenszielen. Trotz dieser Herausforderungen kann BBS effektiv sein, wenn es sorgfältig implementiert und verwaltet wird.